Was ist digitale Barrierefreiheit?
Digitale Barrierefreiheit bezieht sich darauf, digitale Technologien und Inhalte so zu gestalten, dass sie für alle Menschen zugänglich sind – unabhängig von ihren individuellen Fähigkeiten oder Einschränkungen. Dies umfasst die Gestaltung von Websites, Anwendungen, Software, Dokumenten und anderen digitalen Ressourcen auf eine Weise, die von Menschen mit unterschiedlichen Fähigkeiten ohne Probleme genutzt werden können.
So gelingt Ihnen digitale Barrierefreiheit:
- Ihre Texte sind kontrastreich zum Hintergrund Ihrer Plattform
- Nutzende können Ihre Medien auf mehrere Arten wahrnehmen: Sie haben informative Bilder mit Alternativtexten versehen, Videos und Audiospuren enthalten Untertitel und Transkripte
- Ihre Website kann auch ohne Maus, nur mithilfe der Tastatur, gesteuert werden
- Sie haben Ihre digitalen Inhalte so gestaltet, dass sie von assistiver Technologie interpretiert und genutzt werden können
- Die Systemeinstellungen der Nutzenden hinsichtlich Schriftgröße und Animationen werden übernommen
Barrierefreie Webseiten im digitalen Zeitalter
Barriere ist das Stichwort: In Europa tickt die Uhr, was das Thema Barrierefreiheit im Digitalen betrifft.
2025 tritt das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) beziehungsweise der European Accessibility Act in Kraft. Bis dahin muss ein Großteil unternehmensbezogener Webauftritte den neuen Accessibility Standards entsprechen. Das bedeutet, dass Menschen mit Beeinträchtigungen wie Seh- oder Hörproblemen oder motorischen Einschränkungen digitale Angebote vollständig und selbstständig nutzen können, ohne auf die Hilfe anderer angewiesen zu sein. Auch wenn die Umsetzung von digitaler Barrierefreiheit herausfordernd sein kann, bietet sie zahlreiche Vorteile für User und Unternehmen.
Gute Gründe für barrierefreie Webseiten
- Erweiterung der Zielgruppe
- Verbesserung der Usability für alle Nutzenden
- Beachtung rechtlicher Vorgaben
- Zukunftsorientierte Weiterentwicklung
Rechtliche Rahmenbedingungen für digitale Barrierefreiheit
Der sogenannte European Accessibility Act (Richtlinie über die Barrierefreiheitsanforderungen für Produkte und Dienstleistungen) hat in den letzten Jahren dafür gesorgt, dass sich viele Unternehmen mit digitaler Barrierefreiheit befassen. Die EU-Richtlinie verlangt, dass Webseiten und Apps im Onlinehandel barrierefrei sind. Das betrifft viele Anwendungen und Dienstleistungen für Verbraucherinnen und Verbraucher.
Neben öffentlichen Stellen müssen auch immer mehr Privatunternehmen Vorgaben zu barrierefreien Webseiten einhalten. Die Behörden sind seit Jahren durch die BITV (Barrierefreie-Informationstechnik-Verordnung) zur digitalen Barrierefreiheit verpflichtet. Eine Herausforderung, die nicht unterschätzt werden sollte.
Verpflichtung für den Onlinehandel
Europäische Richtlinien müssen von EU-Mitgliedsstaaten in die jeweiligen nationalen Rechtsordnungen aufgenommen werden.
In Deutschland wurde dies bereits 2021 durch das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) getan. Das Gesetz wird ab dem Stichtag des 28. Juni 2025 in Kraft treten. Betroffene Unternehmen haben also ausreichend Zeit, um sich mit den neuen Gesetzen vertraut zu machen. Sie können ihre E-Commerce-Anwendungen entsprechend evaluieren und anpassen. Aber Achtung: es gibt Folgen, wenn die Vorgaben für barrierefreie Webseiten nicht eingehalten werden. So können bei Verstößen Bußgelder oder sogar ein Verbot des Dienstleistungsangebots drohen.
WCAG als Grundlage
Um dies zu vermeiden, sollte frühzeitig überprüft werden, welche Anforderungen die eigene Website oder App erfüllen muss. Das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz orientiert sich an den weltweit anerkannten Web Content Accessibility Guidelines (WCAG). Dieser Kriterienkatalog ist ein Grundlagenwerk dafür, wie digitale Inhalte im Internet barrierefrei gestaltet und umgesetzt werden können.
Die WCAG-Kriterien werden herangenommen, um zu überprüfen, ob digitale Angebote den gesetzlichen Vorschriften entsprechen. Sie bilden die Basis für neue Projekte zur Gestaltung und Entwicklung von barrierefreien Webseiten und Apps.
Warum digitale Barrierefreiheit Ihr Unternehmen voranbringt
Bessere Usability für Alle
Barrierefreie Webseiten erfüllen nicht nur die gesetzlichen Vorgaben, sie bieten Vorteile für alle Nutzerinnen und Nutzer, egal ob diese Menschen eine Behinderung haben oder nicht. Ein starker Farbkontrast von Texten hilft beispielsweise nicht nur Menschen mit Seheinschränkungen, sondern auch Personen, die eine Webseite in grellem Sonnenlicht benutzen.
Eine einfache und klare Navigation, gut strukturierter Content und deutliche Beschriftungen von Komponenten sind nur einige Merkmale barrierefreier Webseiten, die gleichzeitig für erhöhte Benutzerfreundlichkeit sorgen.
Wettbewerbsvorteil Barrierefreiheit
Allein in Deutschland leben etwa 7,8 Millionen Menschen mit schweren Behinderungen (fast 10% der Gesamtbevölkerung). Weltweit gibt es rund 750 Millionen Menschen mit Behinderung. Eine große Gruppe von potenziellen Kunden und eine wirtschaftliche Chance, die momentan oft nicht bedacht wird.
Barrierearme Websites helfen älteren Menschen, da die meisten Einschränkungen im Laufe des Lebens erworben werden und nicht angeboren sind. Besonders die Generation 50plus sollte dabei großes Interesse wecken, da sie über 720 Mrd. Euro freie Kaufkraft pro Jahr besitzt.
Zukunftssichere Website
Das Bewusstsein für die Notwendigkeit von Barrierefreiheit wächst stetig weiter. Immer mehr Länder verankern digitale Barrierefreiheit in ihre Rechtsordnungen. Expertinnen und Experten gehen davon aus, dass digitale barrierefreie Angebote in Zukunft zur Norm werden.
Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, um sich am Markt zu positionieren und Wettbewerbsvorteile zu verschaffen. Wer führend in seinem Segment sein will, muss dafür sorgen, dass seine digitalen Angebote möglichst barrierefrei sind.
Barrierefreiheit umsetzen – was gilt es zu beachten?
Dauerhafte Anforderung
Webseiten und -Apps sind dynamisch: Design, Code & Content ändern sich ständig. Jede zukünftige Änderung muss auf mögliche Barrieren überprüft werden.
Barrierefreiheit kann daher nicht einmalig umgesetzt werden, sondern muss fest in die Arbeitsprozesse integriert werden. Bereits jetzt sollte sie bei allen neuen Projekten von Anfang an berücksichtigt werden. Denn umso weiter die Produktentwicklung fortgeschritten ist, umso teurer wird es.
Umfangreiche Änderungen
Die nötigen Änderungen insbesondere an Design & Code sollten nicht unterschätzt werden. Unter anderem der Support für Tastatursteuerung, Screenreader und andere assistive Technologien kann eine Neuentwicklung notwendig machen.
Bei neueren Systemen, die mithilfe von nativem & semantischem HTML programmiert wurden, reichen möglicherweise auch kleinere Änderungen. Für eine Aufwandsschätzung wird allerdings zunächst eine Expertenanalyse benötigt.
Stichtag 2025 – oder früher
Die verbleibende Zeit bis 2025 sollte daher möglichst effektiv genutzt werden. Generell gilt: je früher, desto besser. Denn Webseiten mit Barrieren verschenken viel Potenzial, da sie für eine zahlungskräftige Nutzergruppe nicht zugänglich sind.
Da Perfektion ohnehin nicht erreichbar ist, ergeben auch schon kleine kontinuierliche Verbesserungen Sinn. Das Ziel sollte daher auch nicht »Barrierefreiheit« lauten, sondern eher »Barrierearmut«.
Zweigleisiges Vorgehen für langfristig besseren Return on Investment
Personal schulen & Prozesse anpassen
Um nachhaltig zu investieren, müssen die Strukturen grundlegend verändert werden. Das kann erreicht werden, indem einerseits das Personal geschult und andererseits die internen Prozesse angepasst werden. Mögliche Maßnahmen sind etwa:
- Individuelle Schulungen & Trainings
- Unterstützung durch Guides & Checklisten sowie Tools & Plugins
- Aufnahme von Barrierefreiheit als Anforderung und Sicherstellung der Umsetzung durch automatisiertes und manuelles Testing
Design, Code & Content überarbeiten
Die Anforderungen an Barrierefreiheit gelten auch für bereits auf dem Markt vorhandene Produkte und Dienstleistungen. Daher müssen diese vor dem Stichtag 2025 überarbeitet und möglichst barrierefrei gestaltet werden. Ein UX-Audit bietet eine gute Möglichkeit, den aktuellen Stand zu erfassen und dadurch fundierte Entscheidungen treffen zu können. Anschließend sind zwei verschiedene Wege mit unterschiedlichen Herausforderungen denkbar:
- Inkrementelle Überarbeitung: schnellerer Start und übersichtliche Arbeitspakete, dafür aber ineffiziente Ressourcennutzung und eine unsaubere Übergangsphase
- Neuentwicklung / Redesign: effiziente Ressourcennutzung und eine Gelegenheit, bisher liegengelassene Probleme anzufassen; dafür aber ein initial größeres Projekt und eine größere Verzögerung, bis Verbesserungen live gehen können
Mit digitaler Barrierefreiheit die User-Experience verbessern
Im Webinar »Digitale Barrierefreiheit: Wie ihr euch für die neue Gesetzgebung wappnet« erfahren Sie, welche gesetzlichen Anforderungen mit dem Barrierefreiheitsstärkungsgesetz in Kraft treten. Unser Expertenteam bietet Ihnen konkrete Einblicke sowie praktische Tipps zur Umsetzung barrierefreier digitaler Lösungen, um die Zugänglichkeit und Nutzerfreundlichkeit Ihrer Webseiten und Apps zu gewährleisten.
Unsere Leistungen für digitale Barrierefreiheit
Barrierefreie Gestaltung & Entwicklung
Wir konzipieren, gestalten und entwickeln für Sie barrierefreie Webseiten und Webapps nach WCAG oder BITV. Unsere erfahrenen Teams von User Researchern, UX-Designern und Entwicklern arbeiten eng zusammen, um sicherzustellen, dass alle Aspekte der Barrierefreiheit berücksichtigt werden.
UX-Audit mit Fokus auf Barrierefreiheit
Wir evaluieren Ihr System auf Konformität mit Barrierefreiheits-Standards wie WCAG 2.1 oder BITV 2.0. Neben der detaillierten und ausführlichen Analyse des Systems liefern wir priorisierte Handlungsempfehlungen und auf Wunsch auch erste Mockups & Prototypen von Lösungsansätzen. Der Ergebnisbericht enthält ein Management-Summary und ist so aufbereitet, dass die Erkenntnisse direkt in die Entwicklung übergeben werden können.
Schulungen
Unsere Schulungen befähigen UX-Designer und Content Creators dazu, künftig selbst barrierefreie digitale Lösungen und Inhalte zu entwickeln. Wir ergänzen die Vermittlung von Theorie- & Praxiswissen durch anschauliche Beispiele aus Ihrem Arbeitsalltag. Mit unseren maßgeschneiderten Schulungen wird das komplexe Thema Barrierefreiheit verständlich und umsetzbar.
Consulting
Das Entwickeln von möglichst barrierefreien digitalen Produkten erfordert umfangreiches Expertenwissen und langjährige Erfahrung. Unser Barrierefreiheit-Expertenteam berät Sie zu allen kleinen und großen Fragen, egal an welchem Punkt Sie im Projekt gerade stehen. Wir stehen Ihnen zur Seite, von der Anforderungsaufnahme und Systemevaluation über die Umsetzung bis zur Evaluierung und Konformitätsprüfung.
Professionell & effizient: Barrierefreiheit bei dotSource
Professionalität & Erfahrung
Unser Expertenteam kann auf einen langjährigen Erfahrungsschatz vieler digitaler Projekte zurückgreifen. Wir sind nicht nur zertifiziert nach den neuesten Standards, sondern bilden als UXQB Recognized Training Provider auch selbst neue Fachleute aus.Ganzheitliche Betrachtung
Durch unser umfangreiches Wissen in allen Produktentwicklungsphasen und dem technologieoffenen Ansatz können wir eine optimale Barrierefreiheitsstrategie entwickeln: Wir sorgen dafür, Barrieren effizient, nachhaltig und schnell abzubauen.Full Service – Maximum Efficiency
Als Full-Service-Agentur verzichten wir auf Silo-Denken und minimieren Übergabe-Aufwände. Von Anfang an sind alle Fachbereiche involviert, wodurch unsere Leistungen optimal harmonieren – für maximale Effizienz!FAQ – Häufig gestellte Fragen zu digitaler Barrierefreiheit
Warum ist digitale Barrierefreiheit wichtig?
Digitale Barrierefreiheit ermöglicht, dass auch Menschen mit Einschränkungen digitale Angebote wahrnehmen können. Sie verbessert außerdem die User-Experience für alle, erhöht die Reichweite Ihrer Zielgruppe und fördert die Einhaltung von Vorschriften und Standards.
A11Y (Accessibility): Welche Relevanz gibt es hier für Unternehmen?
- 7,9 Millionen Menschen in Deutschland gelten als schwerbehindert
- Digitale Barrierefreiheit ist für 15-20 % der User unerlässlich
- 96,3 % der beliebtesten Websites sind nicht barrierefrei
- Mehr als die Hälfte der deutschen Bevölkerung trägt gelegentlich bis dauerhaft eine Brille
Wie können Sie Ihre Website barrierefrei machen?
Durch klare Struktur, alternative Texte für Bilder, kontrastreiche Farben, Tastaturzugänglichkeit und andere Maßnahmen können Sie Ihre Website barrierefrei gestalten. Digitale Barrierefreiheit vollumfänglich umzusetzen und zu erreichen, ist sehr komplex. Ziehen Sie also dazu gern unsere Expertinnen und Experten zurate und vereinbaren Sie ein kostenfreies Beratungsgespräch.
Wie lässt sich digitale Barrierefreiheit messen?
Die Barrierefreiheit Ihrer Website können Sie mithilfe eines Barrierefreiheit-Audits ermitteln. Einzelne Anforderungen wie Farben und Kontraste oder Alternativtexte für Bilder können Sie aber auch selbst mit kostenlosen Browser-Plugins testen.